Maria, die Auferstehung und gefärbte Eier

Maria Magdalena (rechts) neben Maria, Jesu Mutter, und dem Evangelisten Johannes

Es gibt in der biblischen Geschichte nur eine Figur, von der erzählt wird, dass sie den ganzen Weg von Karfreitag bis Ostern mitgegangen ist: Bei der Kreuzigung sieht sie von weitem zu (Mt 27,55-56; Mk 15,47.); bei seiner Bestattung ist sie am Grab (Mt 27,61); sie entdeckt das leere Grab (Mk 16,1-8; Joh 20,1-2) und ist schließlich diejenige, die ihn zuallererst sieht und dann den Jüngern davon berichtet. (Mk 16,9; Lk 24,10, Joh 20,14-18).

Maria Magdalena als erste Zeugin der Auferstehung

Es ist Maria von Magdala, bekannt als Maria Magdalena, die in allen vier Evangelien in den Passions- und Ostergeschichten nicht nur vorkommt, sondern als erste die Auferstehung bezeugt. Nur der Apostel Paulus kennt offenbar andere Quellen. Er nennt Simon Petrus als ersten Zeugen der Auferstehung (1. Kor 15,5).

Die Erzählung im Johannesevangelium ist hier wirklich bemerkenswert: Als Maria das leere Grab entdeckt, informiert sie die Jünger. Die Jünger gehen aber, nachdem sie das leere Grab gesehen haben, nach Hause. Maria ist die einzige, die am Grab bleibt. Als Jesus ihr erscheint, erkennt sie ihn zunächst nicht. Aber als er sie anspricht, wir es ihr klar und sie macht ihr Erkennen mit dem Ausruf „Rabbuni“ – „Meister“ – deutlich. Sie erhält den Auftrag, den Jüngern von der Auferstehung zu berichten – sie ist damit diejenige, die als allererste die Osterbotschaft verkündigen konnte!

Eine besondere Jüngerin Jesu

Diese herausgehobene Rolle und auch das besondere Verhältnis, das durch Marias Ausruf „Rabbuni“ deutlich wird, waren dem frühen Christentum sehr bewusst: In der Schrift Pistis Sophia, die aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert stammt, sind Lehrgespräche zu lesen, die Jesus nach der Auferstehung mit seinen Jünger:innen geführt haben soll. In diesen Gesprächen erscheint Maria Magdalena als kluge Auslegerin von Texten und interessierte Fragestellerin. Und auch im sogenannten Maria-Evangelium aus dem zweiten Jahrhundert, dass oft mit Maria Magdalena verbunden wird, erscheint sie als besondere Frau, die eine besondere Stellung unter den Jünger:innen hat und in Visionen erhaltene Offenbarungen verkündet.

Maria Magdalena und erste Legenden vom Osterei

Und nicht nur in den biblischen und frühchristlichen Texten ist Maria von Magdala eine wichtige Oster-Figur, auch eine Legende in den orthodoxen Ostkirchen verbindet Maria Magdalenas Wirken mit einem Brauch zum Osterfest: Maria hatte mit den anderen Jünger:innen Jerusalem verlassen, um die in aller Welt Zeugnis über Jesu Auferstehung abzulegen. In Rom verkündigte sie die frohe Botschaft sogar Kaiser Tiberius. Als Symbol der Auferstehung überreichte sie ihm ein Ei, denn so wie aus einem reglosen Ei neues Leben entsteht, so ist Jesus aus dem Grab auferstanden.

Eine andere Version der Legende besagt, dass Kaiser Tiberius Maria von Magdala nicht geglaubt hat und spottete, dass ein Toter genausowenig lebendig werden könne, wie ein Ei rot werden. In diesem Moment färbte sich ein Ei, das er ergriffen hatte, rot. Ob der Brauch, zu Ostern Eier zu färben, auf diese Legende zurückgeht, ist unbekannt. Aber eine wichtige Figur in der Oster-Geschichte ist und Bleibt Maria Magdalene auf jeden Fall!


Elisabeth Engler-Starck
Geschäftsführerin Evangelischer Bund Hessen
engler-starck@evangelischer-bund.de