Aus den neun eingesendete Arbeiten vergibt der Evangelisch Bund 2021 durch die Jury einen Hauptpreis und zwei Spezialpreise.
A: Der Hauptpreis
Ulrike Peisker
„… doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.“ Zwischenmenschliche Schuld und kompensatorische Formen des Umgangs mit ihr als Alternativen zu Vergebung aus theologisch-ethischer Perspektive
Magisterarbeit, Mainz (2020) – 1,0 (sehr gut)
Votum der Jury:
Die Arbeit geht der Frage nach, weshalb die Rede von Vergebung im menschlichen Alltagshandeln eher marginal eine Rolle spielt. Dazu kommen die Aspekte Schuld, Strafe Rache, Sünde in den Blick und Vf.in verbindet dabei Aussagen und Erkenntnisse verschiedener Disziplinen (Literatur, Psychologie, Philosophie, Theologie) geschickt und scheinbar spielerisch miteinander. In einem (vorläufigen) Ergebnis formuliert Vf.in, dass Vergebung in der Tat auf menschlicher Ebene eher analogielos ist und vor allem auf das Verhältnis Gott-Mensch bezogen ist. Daraus ergibt sich für sie allerdings die Möglichkeit aus dem Vertrauen (Glauben) daran, potenziell mit Schuld und Rache(gelüsten) anders umgehen zu können. Vertiefende Aussagen dazu sind von ihrer in Arbeit befindlichen Dissertation zu erwarten.
Es gelingt der Verfasserin, den binnentheologischen Diskurs zu verlassen und quasi phänomenologisch die vielfältigen Wahrnehmungen und Deutungen aufzunehmen. Die Alltagswirklichkeit(en) wird auf diese Weise theologisch transparent und die Relevanz einer christlichen Deutung bzw. des christlichen Beitrags zur Deutung von Wirklichkeit plausibel vorgetragen.
B: Die Spezialpreise
1. Anna Berting
Evangelische Kirche und Arbeiterbewegung. Eine Verhältnisbestimmung um 1900 aus Schlierbach bei Wächtersbach
Seminararbeit, Universität Leipzig (2020) – 1,3
Votum der Jury:
Die Verfasserin untersucht am Beispiel des „großen Streiks“ in den Jahren 1903/04 in der örtlichen Keramikfabrik das Verhältnis von Arbeiterschaft und Kirche, namentlich dem damaligen Pfarrer. Aufgrund des rein lokalen Blickwinkels bleibt die Einordnung in den Gesamtrahmen (Evangelische Kirche – Arbeiterschaft) offen und wird als Desiderat im Fazit auch so angesprochen. Die besondere Situation am Ort wird allerdings deutlich und sehr differenziert erläutert. Die Dominanz persönlicher Faktoren (räumliche Nähe, Sympathien) gegenüber ideologischen Aspekten wird deutlich und durchbricht pauschale Zuordnung von „Kirche“ bzw. „Arbeiterschaft.
Die Arbeit besticht durch ihre differenzierte Quellenanalyse in einem nahezu unbearbeiteten Forschungsgebiet; der sehr lokale Bezug lässt aber weitergehende Schlüsse sowohl auf die Person des Pfarrers als auch auf das Verhältnis Arbeiter und Kirche im ländlichen Raum offen. Die Arbeit stellt hier jedoch ein interessantes und sehr kompetent ausgeführtes Beispiel für weitergehende Forschungen in diese Richtung dar.
2. Christopher Schlosser
Die Theologie der Namen Gottes bei Ephraem dem Syrer im Vergleich mit Eusebius von Emesa Seminararbeit, Universität Marburg (2019) – 15 Punkte
Votum der Jury:
Die Arbeit ist sehr fachspezifisch gestaltet und geschrieben, das aber auf sehr hohem Niveau von Sprach- und Sachkenntnis. Auf diese Weise kommt zunächst die fachlich relevante Vernetzung und Beeinflussung der antiken Theologen in den Blick sowie die Rezeption der antiken griechischen Philosophie. Die Beschäftigung mit den Namen und v.a. den Namen Gottes ist aber durchaus auch geeignet, die aktuellen Diskurse über die Rede von Gott und den Blick auf die „Namen Gottes“ in der Bibel zu schärfen und über Fachkreise hinaus anzuregen (gerade bezüglich des interreligiösen Dialogs). Darüber hinaus kommen hier die orientalischen Kirchen in den Blick, die zunehmend auch in Deutschland präsent sind. Indem die Arbeit hier die theologische Wahrnehmung schärft, ist sie mittelbar für den ökumenischen Dialog von Bedeutung.
Verliehen werden die Preise im Rahmen der Jahrestagung des Evangelischen Bundes vom 8. bis 10. Oktober 2021 in Worms.
Einsendeschluss für den Hessischen Hochschulpreis 2022 ist der 30. November 2021