Ostern: Jede Kirche feiert anders

Orthodoxe Osterfeier in Mönchengladbach 2019 (Foto: Velopilger/wikimedia)

Die christlichen Kirchen begehen das Osterfest auf je eigene Weise. Aus England kommt die Tradition des Osterfeuers. Die Freikirchen sind oft unkonventionell, bei den Katholiken geht es besonders festlich zu, und in der Orthodoxen Kirche wird Ostern später gefeiert.

Ein anderer Ostertermin

Für die orthodoxen Christen ist die Feier der Auferstehung das höchste kirchliche Fest im Jahr. Höhepunkt des Festes ist die Feier der Osternacht. Zusammengefasst wird die Osterbotschaft im Troparion (Gesangsvers) „Christus ist auferstanden von den Toten, mit Seinem Tod hat Er den Tod besiegt, und denen, die in den Gräbern waren, das Leben geschenkt“, das in den Liturgien der Osterzeit vielfach wiederholt wird. Die Gläubigen begrüßen sich in der Osternacht und der Zeit danach mit „Der Herr (oder: Christus) ist auferstanden!“ Die Antwort der Angesprochenen lautet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die orthodoxen Kirchen feiern in diesem Jahr Ostern am 24. April. Sie haben einen anderen Ostertermin, weil sie für die Berechnung des Ostertermins den alten julianischen Kalender benutzen – mit Ausnahme der Finnischen Orthodoxen Kirche. Auch die orientalisch-orthodoxen Kirchen folgen dem julianischen Kalender, mit Ausnahme der Armenisch-Apostolischen Kirche, die in diesem Jahr am 17. April Ostern feiert.

Orgel und Glocken erklingen neu

In der katholischen Kirche gilt Ostern als das „Fest der Feste“. Mit dem Gründonnerstag beginnt am Abend das „Triduum Paschale“ die „Drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und der Auferstehung des Herrn“. Am Gründonnerstag werden die Abendmahlsmessen gehalten. Der Gottesdienst beginnt feierlich, um dann still und schlicht zu enden. Priester und Ministranten ziehen in der Festfarbe weiß ein, zum Gloria spielt laut die Orgel, die Kirchenglocken läuten und die Messdiener klingeln mit ihren Schellen. Danach kippt die Stimmung: Die Orgel verstummt bis zum Gloria der Osternacht und die Ministranten benutzen nur noch Klappern aus Holz. Auch die Glocken verstummen bis zum Gloria der Osternacht – vielerorts sagt man, sie seien nach Rom entschwunden.

Osterfeuer und Osterkerze

In den anglikanischen Kirchen ist Ostern auch das höchste christliche Fest. Die Liturgie des „Great Vigil of Easter“ besteht aus vier Teilen und beginnt in der Dunkelheit der Osternacht meistens draußen. Im ersten Teil, der „Lichtfeier“ wird das Feuer entfacht, die Osterkerze entzündet und in die dunkle Kirche getragen. In der „Liturgie des Wortes“ erfolgt mit neun Lesungen ein Durchzug durch die Heilsgeschichte von der Genesis über die Propheten bis zu den Evangelien und dem Römerbrief. In der Mitfeier der Taufe der neuen Gemeindeglieder und der Erneuerung des eigenen Taufversprechens antwortet die Gemeinde auf das Osterevangelium mit dem Bekenntnis zum auferstandenen Herrn und feiert dann Abendmahl als „The Great Thanksgiving“.  

Ökumenische Vielfalt

Ostern wird auch in allen Freikirchen gefeiert. In Bezug auf die Zeit davor sieht es teilweise anders aus: Zwar orientieren sich viele traditionelle freikirchliche Gemeinden am herkömmlichen Kirchenjahr, markieren also auch die Zeit vor Ostern als Passionszeit. In vielen neocharismatischen Gemeinden, in und außerhalb des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, ist das aber nicht unbedingt so. Hier kann man es auch erleben, dass man am Palmsonntag in den Gottesdienst kommt und dort nichts von dem hört, was mit dem Charakter dieses Tages in den meisten Kirchen verbunden ist.


Pfrin. Dr. Miriam Haar
Wissenschaftliche Referentin für Anglikanismus
im Konfessionskundlichen Institut
miriam.haar@ki-eb.de