Klimagerechtigkeit statt Klimasünde

Ein Kommentar zum Buß- und Bettag

Die Forderung nach Klimagerechtigkeit ist im Kommen. Der Buß- und Bettag ist im Dahinschwinden. 1994 wurde er als gesetzlicher Feiertag zum zweiten Mal abgeschafft, diesmal um die Arbeitgeber in Sachen Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer zu entlasten. Das erste Mal büßte er unter den Nationalsozialisten seinen Charakter als separater Feiertag ein.

Entstanden ist der Buß- und Bettag einst aus der Tradition verschiedener Landesbußtage, deren Datum auf den Mittwoch zwischen Volkstrauertag und Totensonntag vereinheitlicht wurde. Buße meint an diesem Tag – wie überhaupt – Umkehr und Neubesinnung: Einen Schritt aus dem üblichen Treiben zurücktreten, einen kritischen Blick auf dieses zu werfen und Gott im Gebet um einen neuen Anfang zu bitten.

Der Spruch für den Buß- und Bettag lautet: Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben (Sprüche 14,34). In der biblischen Tradition wird er dem weisen König Salomo zugeschrieben. Der unterscheidet zwischen Gerechtigkeit und Sünde. Gerecht ist es, mit Gottes Geboten zu leben. Sünde ist es, gegen sie zu verstoßen.

Ist das in unserer Zeit für Volk und Leute überholt? Wie gesagt: Die Forderung nach Klimagerechtigkeit ist im Kommen. Und Klimasünder werden immer deutlicher an den Pranger gestellt. Gerechtigkeit gegen Sünde. Wie schon bei Salomo. Klimagerechtigkeit erhöht ein Volk, aber Klimasünde ist der Leute Verderben. Der Buß- und Bettag ist aktuell wie selten zuvor.


Dr. Achim Reis
Pfarrer in Bad Soden am Taunus
achim.reis@ekhn.de