Arbeitshilfe für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar
Der Evangelische Bund Hessen und die hessen-nassauische Kirche haben Arbeitsmaterialien für Gemeinden zur Fußball-WM 2022 in Katar vorbereitet. Auf 36 Seiten beleuchtet das Arbeitsheft die Licht- und Schattenseiten des Turniers und ermutigt die Kirchengemeinden zu einem konstruktiv-kritischen Umgang mit der umstrittenen WM. Mitgearbeitet haben der Arbeitskreis Kirche und Sport sowie der Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung „midi“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Denn das winterliche Turnier im Wüstenstaat wird die Gemüter ganz besonders erhitzen. Während Christinnen und Christen hierzulande in der Adventszeit der Feier der Geburt von Jesus Christus entgegenfiebern, werden die weltbesten Fußballer unter sengender Sonne ab dem 20. November um die Krone ihrer Sportart ringen. Das Endspiel im Emirat am Persischen Golf wird pünktlich am 4. Advent ausgetragen. Hinzu kommen Menschenrechtsverletzungen und fragwürdige Arbeitsbedingungen im autoritären Königreich, die vielen schon jetzt den Spaß am Sport verderben.
Anleitung zu einem praxisorientierten Umgang
Was also: Boykott oder doch Begeisterung beim Blick auf die WM im Wüstenland? Das Arbeitsheft will keine endgültigen ethischen Antworten und Lösungen rund um die WM in Katar präsentieren, sondern leitet zu einem praxisorientierten Umgang an. Die Broschüre mit dem Titel „Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit“ in Anlehnung an das bekannte Adventsliedes enthält Anregungen für Gottesdienste an den vier Adventssonntagen im Schatten der WM und Aktionsvorschläge für die Gemeindearbeit. Warum nicht mit lokalen Vereinen ein Anti-Turnier organisieren oder Fußballerinnen und Fußballer zur Predigt auf die Kanzel bitten?
Die Idee kam vom Evangelischen Bund Hessen
Die Idee zu dieser Initiative kam von Propst Oliver Albrecht. Mitgearbeitet vom Evangelischen Bund haben Elisabeth Engler-Starck und Johannes Lösch. Dieser meint, viele kritisierten nicht nur den Austragungsort, sondern auch das „System FIFA“ und hätten schon ihren Verzicht angekündigt. In anderen Kirchengemeinden seien sogenannte Public Viewings geplant „um das Gemeinschaftsgefühl und die Liebe zum Sport zusammenzubringen“. Die Broschüre leite dazu an, sich zu kritischen Punkten eine eigene Meinung zu bilden, und regt mit Ideen für die Gemeinde im Advent zum Mitmachen an, egal ob vor dem Bildschirm oder bewusst im Verzicht. „Meine Haltung wird sein, dass ich mir die WM anschaue, zumindest die deutschen Spiele.“
Gastbeitrag von DFB-Präsident Neuendorf
Ergänzt wird das Heft durch Gastbeiträge unter anderem von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, ZDF-Sportmoderatorin Claudia Neumann oder Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung sowie dem EKD-Sportbeauftragten und rheinischen Präses Thorsten Latzel. Zudem gibt es auch Impulse rund um das jüdische Lichterfest Chanukka, auf das die WM ebenfalls fällt.
Zitate aus: „Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit“
„Niemals zuvor hat ein großes Fußballturnier lange vor dem ersten Anpfiff für so heftige Debatten gesorgt.“ Claudia Neumann (ZDF)
„Ich möchte Sie, ich möchte die EKD zu einem Dialog einladen, wie wir den Fußball der Zukunft gestalten wollen.“ Bernd Neuendorf (DFB)
„Auf den Stadion-Baustellen einschließlich Wegeunfällen sind seit Baubeginn 37 Arbeiter tödlich verunglückt. Jeder Tote ist einer zu viel.“ Sylvia Schenk (Transparency International)
„Ein Boykott hilft nicht den Arbeitern … und würde die Reformer schwächen.“ Dietmar Schäfers (IG Bau)
„Der Rasen ist offensichtlich heilig.“ Michael Rubinstein (Israelitische Gemeinschaft)
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