Die Tradition des Osterhasen
Der Osterhase bringt die Ostereier. Das weiß doch jedes Kind. Anderswo und in früheren Zeiten war das nicht immer so. In Tirol und auch in Böhmen brachte das Huhn die Ostereier, in Schleswig-Holstein sogar der Hahn, in Thüringen brachte der Storch die Ostereier, in Westfalen der Fuchs und manchen Regionen der Schweiz brachte sogar der Kuckuck die Ostereier. Und in Australien kennt man auch den Oster-Bilby, ein kleines, spitznasiges Beuteltier. Woher die Osterhasentradition kommt, weiß niemand wirklich genau. Schriftlich taucht der eierbringende Hause zum ersten Mal im 17. Jahrhundert in einer medizinischen Dissertation auf.
Der Hase als christliches Symbol
Als christliches Symbol gibt es den Hasen schon seit der späten Antike. Bereits in der byzantinischen Kunst erscheint er als ein Sinnbild für den auferstandenen Christus. Möglicherweise hat hier die frühchristliche Kunst die antike Vorstellung des Hasen als Symbol des Lebens übernommen.
Abbildungen von drei im Kreis laufenden Hasen tauchen an verschiedenen Orten und in den unterschiedlichsten Kulturen der Welt auf. Die ursprüngliche Bedeutung ist nicht klar. Im christlichen Europa wurde das Hasen-Trio als ein Sinnbild göttlicher Dreieinigkeit gedeutet.
In Paderborn ziert nicht nur den Dom ein Dreihasenfenster, sondern auch verschiedene Kanaldeckel in der Stadt.
Das Osterlamm als christliches Ostertier
Neben diesem heidnischen Tier gibt es auch ein christliches Ostertier: Das Osterlamm. Beim Osterfrühstück kommt es es vielerorts in gebackener Form auf den Tisch. Aber wie kommt das Osterlamm zu Ostern? Das Opferlamm kommt schon im Alten Testament vor – als tatsächliches Tieropfer, aber auch im übertragenden Sinne wenn der Prophet Jesaja vom Gottesknecht als Lamm spricht, das zur Schlachtbank geführt wird (Jes 53,7).
Im Johannesevangelium wird dann Jesus als Lamm Gottes bezeichnet (Joh 1,29). in der Abendmahls-Liturgie des Gottesdienstes Gottesdienst singt die Gemeinde „Christe, du Lamm Gottes, der Du trägst die Sünd der Welt. Gib uns Deinen Frieden“. Und auch Martin Luther verwendete das Bild vom Lamm in seinem Lied „Hier ist das recht Opferlamm, davon wir sollen leben“.
Tieropfer und Menschenopfer
Das Lamm gehört zum Osterfest. Opfer bedeutet einen Einsatz für andere. Diese Redeweise kennt auch die Alltagssprache, dass sich jemand opfert: „Dann opfere ich mich eben …“. Ein Mensch nimmt eine Anstrengung oder ein Leiden auf sich, für andere.
Solange es den Jerusalemer Tempel gab, wurden dort Tiere geopfert. Deshalb sind Tieropfer in der Lebenswelt des Alten Testaments völlig verständlich. Das Tieropfer hat in noch früher Zeit das Menschenopfer abgelöst. Es hat die Menschen immer wieder daran erinnert, dass die Menschen leben dürfen und sollen. Dieser Gedanke trägt auch das Bild von Jesus als Opferlamm im Neuen Testament. Dieser Mensch, von Christ:innen in aller Welt als Gottes Sohn bezeugt, stirbt anstelle aller Menschen und hat damit alle anderen Opfergaben überflüssig gemacht. Und daran erinnert auch der Osterlamm-Kuchen beim Osterfrühstück.
Und hier ein Rezept für das eigene Osterlamm:
Elisabeth Engler-Starck
Geschäftsführerin Evangelischer Bund Hessen
engler-starck@evangelischer-bund.de