Chinesisches Neujahrsfest

Foto: Choo Yut Shing/flickr

Das Jahr des Tigers erleben auch die Christen in China als großes Fest

Anlässlich des Chinesischen Neujahrsfestes am 1. Februar 2022 hat Pfarrer Karl-Heinz Schell zahlreiche Glückwünsche erhalten. Von 2008-2015 war der promovierte Theologe Auslandspfarrer der EKD für die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache Peking und die nordchinesischen Filialgemeinden Changchun, Shenyang und Qingdao. Heute ist er Dekan im evangelischen Dekanat Odenwald – und nach wie vor Mitglied im Evangelischen Bund.

Anlässlich des Chinesischen Neujahrsfestes am 1. Februar 2022 hat Pfarrer Karl-Heinz Schell zahlreiche Glückwünsche erhalten. Von 2008-2015 war der promovierte Theologe Auslandspfarrer der EKD für die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache Peking. Heute ist er Dekan im evangelischen Dekanat Odenwald

Hu-nian da-ji! (ausgesprochen: hu-niän da-dschi) 虎年大吉 Viel Glück im Jahr des Tigers! Mit diesen und ähnlichen fröhlichen Worten begrüßen sich ab dem 1. Februar 00:00 Uhr ca. 1,4 Milliarden Chinesen in China und 45 Millionen im Ausland. Dazu gehören auch die 210.000 Chinesen, die in Deutschland leben und arbeiten.

Silvester 31.01.2022

Den Vorabend des Neujahrsfestes (Chinesisch Silvester) feiert man bei einem festlichen Essen, in roten Umschlägen macht man sich Geldgeschenke, und im Fernsehen wird die große Neujahrsgala übertragen. Wer auf dem Land oder in kleineren Städten wohnt, darf Feuerwerk abbrennen; in Beijing (innerhalb der 5. Ringautobahn, das ist eine Fläche von 1.200 qkm mit 8 Millionen Menschen) sprechen oft Umwelterwägungen und Sicherheitsbedenken dagegen. 

Neujahr 01.02.2022

Am 1. Februar ist Chinesisch Neujahr. Das Datum wechselt von Jahr zu Jahr, weil es immer auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und 21. Februar fällt. Im Christentum kennen wir eine ähnliche Regelung betr. des Datums des Osterfestes (am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem kalendarischen Frühlingsanfang). Hier folgen auch wir dem Mondkalender.

Chinesisch Neujahr markiert den Beginn des zweiwöchigen Frühlingsfestes Chun-jie (ausgesprochen: tschun-dschije) 春节. Hierfür gibt es in China 7 Tage Urlaub, und alle Familienmitglieder versuchen zusammenzukommen (also so wie bei uns an Weihnachten). Wenn nicht gerade Pandemie ist, entsteht auf diese Weise alljährlich jeweils die größte Reisewelle der Welt mit zB ca. 300-400 Millionen Bahnfahrten innerhalb eines Monats, Flüge und Fahrten mit eigenen PKWs nicht mitgezählt. Bei Bahnreisen in China habe ich während meiner 7 Jahre dort übrigens noch keine Verspätung erlebt. 

Der Tiger

Der Tiger ist das 3. Tier in der Abfolge der 12 Tiere des chinesischen Tierkreiszeichenkalenders (engl.: zodiac). Anders als bei uns im Westen der Löwe gilt im fernöstlichen China der Tiger als König der Tiere, denn die Fellzeichnung auf seinem Kopf ähnelt dem Schriftzeichen für wang (ausgesprochen: uang) 王 (König). 

Pandemie und Olympia

2022, das Jahr des Tigers, beginnt für China mit zahlreichen Herausforderungen.  Am Tag nach dem Neujahrsfest und noch mitten in der Pandemie finden die ersten Wettkämpfe der Winterolympiade in Beijing statt, leider ohne Publikum, und ohne so manchen Diplomaten aus dem Ausland. Die chinesische Regierung bleibt bei ihrer Null-Covid Strategie, die hier und da schon mal dazu führen kann, dass Millionenstädte (wie zuletzt die 12 Millionen Metropole Xi’an, das ist die Stadt mit den bekannten historischen Terrakottakriegern) in den Lockdown müssen und ALLE ihre Einwohner innerhalb weniger Tage getestet werden.

Foto Schell: Frauen der Chinesischen Evangelischen Gemeinde in Wuppertal machen jiao-zi

Essen und Trinken

Zum Frühlingsfest gehören unbedingt jiao-zi (ausgesprochen: dschiao-dse) 饺子, handgemachte mit herzhaftem Fleisch- und Gemüsehack gefüllte Teigtaschen. Diese werden gekocht und sind, in eine spezielle Soße aus Essig, Sojasoße und geröstetem Sesamöl getunkt, so unglaublich lecker, dass man gar nicht so viel essen kann wie man gerne möchte. Sehr gut schmeckt dazu Bier, z.B. das weltbekannte Tsingtao-Bier. Es waren Bierbrauer aus Deutschland, die die Kunst des Hopfens im Jahr 1903 nach Tsingtau brachten und hierfür das klare Wasser aus dem Laoshan-Gebirge in der Provinz Shandong verwendeten. Noch heute ist das so. Und in Qingdao können die alten deutschen Brauereigebäude (Qingdao Beer Museum) besichtigt werden.

Mit einem kräftigen Chun-jie kuaile (ausgesprochen: tschun-dschije kuai-le) 春节快乐 Frohes Frühlingsfest! und mit dem Wunsch, dass Sie einmal handgemachte Jiao-zi probieren können, grüßt Dekan Schell die Mitglieder des Evangelischen Bundes.


Dr. Karl-Heinz Schell
Dekan Evangelisches Dekanat Odenwald
karl-heinz.schell@ekhn.de