
Der Evangelische Bund Hessen trauert mit den katholischen Geschwistern um Papst Franziskus. „Er hat die Herzen der Menschen berührt und das Evangelium in die Welt getragen“, sagt der 1. Vorsitzende des Evangelischen Bundes Hessen, Matthias Ullrich. „Bei allen theologischen Differenzen konnten wir ihn oft, besonders, wenn er sich zu Fragen von Frieden und Gerechtigkeit äußerte, als ökumenischen Sprecher der Christenheit annehmen.“ In Erinnerung würden wohl besonders seine symbolischen Gesten und seine Fürsprache für die Armen und Benachteiligten bleiben. Seine Namenswahl „Franziskus“ war auch Programm.
In seiner Nahbarkeit und Menschlichkeit habe er an Papst Johannes XXIII. erinnert. „Allerdings ist es Franziskus in seinem Pontifikat nicht gelungen, eine Reform und Erneuerung der Römisch-Katholischen Kirche in Gang zu setzen, ähnlich wie Johannes XXIII. durch das Zweite Vatikanische Konzil. Mit der Ökumenischen Weltsynode hat er aber das synodale Prinzip in der Katholischen Kirche gestärkt. Das verbindet uns“, betont Ullrich.
Gleichwohl sei er in ökumenischer Hinsicht ein Papst großer Hoffnungen und Enttäuschungen gewesen. Als Jorge Mario Bergoglio 2013 zum Oberhaupt der römisch-katholischen Weltkirche gewählt wurde, waren die Hoffnungen auf ökumenische Fortschritte groß, zumal er ja in Deutschland studiert hatte und den evangelischen Glauben im Land der Reformation kennengelernt hatte. Doch eine päpstliche Enzyklika zur Ökumene habe es nicht gegeben. Die letzte bedeutende Enzyklika zur Ökumene („Ut unum sint – Dass sie eins seien“) stammt noch von Papst Johannes Paul II und ist inzwischen 30 Jahre alt.
Als er 2015 der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom bei einem Besuch ihrer Kirche einen Abendmahlskelch schenkte, sahen viele darin ein Zeichen für eine Annäherung in der Abendmahlsfrage. „Aber es ist wie manches andere Mal beim Symbol geblieben,“ resümiert Ullrich. Dennoch würden seine Impulse bleiben. Und auch die Hoffnung, dass ein Nachfolger diese aufnimmt.